Während eines Kurzaufenthaltes in Warschau lebte ich im Stadtteil Wola, der an das damalige Judenghetto angrenzt und sich in den letzten 30 Jahren zu einem pulsierenden Business Center entwickelt hat. Die modernen Wolkenkratzer, überwiegend von Banken und Finanzunternehmen genutzt, ragen wie Tempel in den Himmel. Ihre monumentalen Eingangsportale erinnern an Altäre, und ihre glänzenden Fassaden aus Glas und Chrom symbolisieren das Streben nach Fortschritt und Wachstum ohne Ende.
Diese in der Architektur sichtbare Überheblichkeit wirft jedoch Fragen auf: Was passiert, wenn das Wachstum stagniert oder endet? Was geschieht, wenn dieses aufwärtsstrebende System kollabiert? Was bringt uns die Zukunft?
Ich habe diesen «Tempelbezirk» mit einer alten Polaroidkamera fotografiert. Die frostigen Temperaturen führten zu einer Blaufärbung der Bilder. Das fotografierte Motiv wird durch spezielle transparente Masken in der Filmkassette auf den Film projiziert. Diese selbst entwickelte Technik, verleiht der Szenerie die beabsichtigte düstere und dystopische Atmosphäre
Die Bilder zeigen eine veränderte Welt, in der die Hochhäuser wie bedrohliche Monumente einer unsicheren Zukunft wirken. Sie reflektieren die Fragilität eines Systems, das auf unaufhörliches Wachstum setzt.